Richard Utz, Literarischer Nominalismus im Spätmittelalter (Frankfurt: Lang, 1990)
ABSTRACT
Innerhalb der philologischen Deutungen von Chaucers Troilus and Criseyde existieren eine Reihe kontrovers diskutierter Problemstände, etwa die proverbiale Redeweise des Pandarus, die Charakterzeichnungen der Criseyde und des Troilus oder die Spannungen zwischen der Haupthandlung und dem sogenannten Epilog. Bisherige methodische Ansätze, die meist auf Beobachtungen früh- und hochmittelalterlicher oder gar antiker Sprach- und Denktheorien basierten, konnten die erkannten Widersprüchlichkeiten keiner befriedigenden Lösung zuführen. Die diagnostizierte Defizienz vor allem allegorisch-exegetischer beziehungsweise boethianischer Erklärungsversuche wird in der vorliegenden Untersuchung durch die Konfrontation des literarischen Werkes mit einer ihm synchronen spätmittelalterlichen Kulturkonstituente, der philosophischen Denkbewegung des Nominalismus, überwunden. Das Einbringen dieser Folie des bestimmenden philosophischen Superstrats des 14. Jahrhunderts erhellt die spezifisch spätmittelalterliche Eigenart von Chaucers Werk. Die genannten Aporien der Forschung hinsichtlich Sprache, Charakterzeichnung und Struktur werden als Ausprägungen eines originellen, literarischen Nominalismus des Dichters erklärbar
REVIEWS
Paule Mertens-Fonck, “Le nominalisme de Geoffrey Chaucer dans Troilus et Criseyde: A propos d’un ouvrage recent,” Le Moyen Age 101 (1995), 315-20.
N.H. Kaylor, Studies in the Age of Chaucer 15 (1993), 284-86.
Gabriele Müller-Oberhäuser, Anglia 111 (1993), 209-12.
Willi Erzgräber, Literaturwissenschaftliches Jahrbuch der Görres Gesellschaft 33 (1991), 401-4.
Christoph Houswitschka, Regensburger Universitätszeitung 15.5 (July, 1990), 34-35.
RESPONSES
"La remarquable étude [Literarischer Nominalismus im Spätmittelalter] a des répercussions sur l’interprétation traditionnelle des personnages du Troilus and Criseyde. Elle en aura aussi immanquablement sur celle d’autres oeuvres de Chaucer et de ses contemporains, car elle constitue une contribution majeure à notre information sur les mouvements philosophiques et les mentalités des XIIIe et XIVe siècles [...]. R.U. enrichit aussi de façon magistrale notre connaissance de la technique poétique mise en oeuvre pour créer les personnages de Troilus and Criseyde [...]." - Paule Mertens-Fonck, Le Moyen-Age (1995)
"Richard Utz is perhaps the foremost exponent of the 'paradigm' of Nominalist influence upon late Medieval English literature. His own book and the collection of essays which he edited in 1995, are among the leading causes of the revival of interest by literary scholars in the influence of Nominalism." - Grover Furr, The Medieval Review (1999)
"In der bisherigen Chaucer-Forschung wurde mehrfach schon die Vermutung angesprochen, daß Zusammenhänge zwischen Chaucers geistig-künstlerischer Einstellung zur Realität und dem spätmittelalterlichen Nominalismus bestünden, wie er insbesondere von William Occam und seinen Schülern vertreten wurde. Richard J. Utz ist der erste, der dieses Thema in umfassender Weise bearbeitet und die Richtigkeit der zunächst nur sehr zurückhaltend ausgesprochenen Vermutungen bestätigt." Willi Erzgräber, Literaturwissenschaftliches Jahrbuch der Görres Gesellschaft 33 (1991), 401.
Terms: nominalism, Nominalismus, literature, Literatur, Geoffrey Chaucer, late medieval literary nominalism, poetry and philosophy, poetry and theology
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